Januar 31, 2020 - 1 Kommentar.

Geduld: Wie du sie lernen kannst und warum du sie lernen solltest

Der erste Monat des neuen Jahres ist rum. Wieder verfliegt die Zeit nur so. Und manchmal setzt gerade jetzt Ernüchterung ein. Weil Vorsätze, die man sich zu Jahresbeginn so fest vorgenommen hatte, brüchig werden.

Mal wieder zur TK-Pizza gegriffen. Eine Yogastunde geschwänzt. Mit dem Kind geschimpft, obwohl du sauer auf dich selbst warst. Blöde Vorsätze! Wieder nicht geklappt. Das wird nie klappen, nie, schreit eine Stimme ins Ohr.

Was in solchen Situationen hilft, sind Geduld und ein paar unterstützende Tools.

Geduld - das rät Patanjali

Geduld zählt im Buddhismus zu den so genannten Paramitas, den sechs Vollkommenheiten. Meine Bestandsaufnahme: Ich bin unvollkommen, denn ich ich bin wirklich kein geduldiger Mensch. Es ist besser geworden. Aber ehrlicherweise war mein Ruhezustand sehr lange Zeit eher Ungeduld.

vitarka-bādhane pratiprakṣa-bhāvanam ||33|| (Patanjali)

Übersetzt meinen diese Worte Patanjalis: Störende Gedanken können durch das Denken an ihr Gegenteil überwunden werden. Das ist die sogenannte pratipaksha-bhavana-Methode. Wenn man einen negativen Gedanken hat, sollte man an das Gegenteil denken. Für mich war das lange Zeit illusorisch. Mir vorzunehmen, mich in Geduld zu üben? Gerade wenn ich die Ungeduld hochschwappen spürte? Hörte sich gut an, aber mir fehlte das Handwerkszeug dafür.

Das hat mich der Kopfstand gelehrt hat

Was mir half, war unter anderem das Üben auf der Matte. Es lehrt Geduld. Auch mich – und ich muss noch kilometerweit gehen.

Es gab Zeiten, in denen ich eine Yogapose so sehr können wollte, dass ich meinen Körper gezwungen habe. Anstatt zuzuhören und geduldig zu sein, wurde die Praxis fast zu einer Strafe. Nochmal, nochmal.

Als ich mich beispielsweise daran machte, den Kopfstand zu lernen, gab es Tage, an denen ich die Übung zig Mal versuchte. Mit jedem Versuch wurde ich nicht nur immer frustrierter, sondern auch unsicherer – psychisch wie physisch. Meine Schultern wollten einfach nicht mehr.

Nachdem ich einige Male schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte, beschloss ich das so nicht mehr zu tun. Mittlerweile versuche ich eine Übung nie mehr als drei, vier Mal hintereinander.

Geduld in der Yogapraxis bedeutet oft, dass man lernt, dem Körper die Zeit zu lassen, die er braucht. Seinen eigenen Flow. Ähnlich wie Früchte ihre Zeit zum Reifen brauchen, muss auch das Körperverständnis und Körpergedächtnis reifen können.

Das erfordert Geduld und Geduld erfordert Vertrauen in eine größere Kraft, eine Art Glaube daran, dass sich die Dinge so entfalten, wie es ihnen innewohnt. Natürlich kann man diese Entfaltung unterstützen, indem man zum Beispiel die Schultern für den Kopfstand stärkt und sie mit Übungen zugleich offenhält.

Aber: Genauso wichtig ist es meiner Meinung nach, Energie "einzubehalten", das Ganze nicht zu sehr zu verkopfen, um schnell von A nach B zu kommen. Stattdessen in dem Glauben zu bleiben, dass sich die Yogapose mit der Zeit erschließen und der Körper sie verstehen wird. Mich hat das nicht nur erfolgreicher (so man im Yoga davon sprechen möchte) üben lassen. Es macht auch mehr Spaß und bringt so Erkenntnisse und Erfahrungen, mit denen ich vorher nie gerechnet hätte.

Manche Menschen sind geduldig, andere brauchen Übung

Die Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel. (Konfuzius)

Diese Übungen sind recht simpel und helfen dir beim Über-den-Maulwurfshügel-Steigen:

  1. Nutze für diene Meditation das Mantra „Ich bin in MEINEM Flow“. Fünf Minuten, jeden Tag. Und du wirst merken wie die Worte eine Gewohnheit werden, wie die Gewohnheit zu einem Gefühl transformiert. Das wird sich vielleicht nicht jeden Tag gleich, aber mit der Zeit echt und ganz eigen anfühlen.
  2. Bleibe in deinem ganz eigenen Flow und vertraue darauf. Frage dich heute noch, was du tun kannst, um geduldiger mit dir umgehen zu können. Frage dich, ob du dich in Momenten der Ungeduld ganz bewusst dafür entscheiden kannst, geduldiger mit dir und deinem Umfeld umgehen zu können. Entscheide dich dafür trotz und gerade wegen aller vermeintlichen Widrigkeiten. Lerne zu vertrauen, dass die Dinge genau so geschehen, wie es ihnen innewohnt.
  3. Meiner Erfahrung nach hat Geduld auch etwas mit Zeit zu tun. Ich zum Beispiel werde schneller ungeduldig, wenn ich etwas auf einen ganz bestimmten Zeitpunkt terminiere. Wenn das nicht klappt….. Drama, Baby! Ein Beispiel: Wenn ich mir vornehme jeden Morgen um Punkt 6 Uhr zu meditieren und das aus welchen Gründen (Kind ist wach, Müdigkeit, enger Terminkalender) nicht klappt, verliere ich schneller die Geduld. Insbesondere beim Üben einer neuen Gewohnheit. Ein einfacher Trick hilft: Mach dir einen Wochenplan: Schreibe sonntags auf, wann du dir in dieser Woche Zeit für deine neue Gewohnheit, für Training, für Kochen oder was auch immer nehmen wirst. Wichtig: Wirst, nicht willst. Und notiere zwei Zeitfenster. Wenn das eine nicht zu halten ist, nimmst du das zweite. Das entspannt ungemein….

Geduld bringt tatsächlich schnelle Ergebnisse, vielleicht nicht immer jene, die beabsichtigt oder gewünscht waren. Aber wenn du bereit bist, auf die Matte des Lebens (und auf deine  Yogamatte) zu gehen, zu üben und offenen Herzens auf Ergebnisse zu warten, dann sind die unmittelbaren Folgen soviel befriedigender als ein stetiges, verbissenes Üben.

Zu guter letzt noch dies: Geduld bedeutet, sich selbst und seiner Welt gegenüber freundlich zu sein, wenn etwas schief geht. Das verborgene Geheimnis der Geduld ist ihre große Stärke. Wenn du dich für Geduld entscheidest, gehst du auf einem Weg großer und tiefer Kraft.

Veröffentlicht von: Tatjana in Abseits der Matte

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